Wenn es darum geht, individuelle Wohnwünsche zu verwirklichen, ist eine langfristige und vorausschauende Planung besonders wichtig. Denn wer rechtzeitig die verschiedenen Facetten eines altersgerechten, barrierefreien Neu- oder Umbaus berücksichtigt, sichert sich auch für später Lebensqualität. Dabei sollte man auf einiges achten und Fördermittel in die Finanzierung einplanen.
Warum altersgerechter Wohnraum so wichtig ist
Die Prognosen sind eindeutig: Die Zahl der heute rund 18 Millionen Menschen im Alter über 65 Jahren wird in Deutschland in den nächsten 20 Jahren deutlich steigen – auf über 22 Millionen. Das bedeutet einen wachsenden Bedarf an altersgerechtem, barrierefreiem Wohnraum, der bei weitem nicht gedeckt ist. Nur 2,4 Prozent des Wohnungsbestands erfüllen nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes umfassende Anforderungen an die Barrierefreiheit. Eine Studie der KfW unterstreicht die Bedarfslücke. Demnach werden bis 2035 etwa 3,7 Millionen barrierefreie Wohneinheiten benötigt – deutlich mehr als zur Verfügung stehen.
Langfristig planen: Die wichtigsten Umbaumaßnahmen
Der Bau oder Kauf von Wohneigentum ist für die meisten Menschen zweifellos die größte Investition im Leben. Allein deswegen sollte die Immobilie möglichst lange und uneingeschränkt nutzbar sein. Und gerade für ältere Menschen ist es wichtig, so lange wie möglich im vertrauten Umfeld leben zu können. „Vieles, was das Leben mit körperlichen Einschränkungen erleichtert, bedeutet aber zum Beispiel auch für Familien mit Kindern mehr Lebensqualität“, sagt Monika Grave von der LBS. „Geräumige Flurflächen etwa bieten einem Rollator genauso Platz wie einem Kinderwagen. Bei Umbau und Renovierung lohnt es deshalb, frühzeitig an barrierefreie Lösungen und Wohnkomfort für alle Generationen zu denken.“
Zu den typischen Modernisierungsmaßnahmen zählen etwa das Entfernen von Türschwellen, der Einbau von bodengleichen Duschen oder die Installation von Aufzügen und Treppenliften. Eigene Baunormen definieren dabei Standards der Barrierefreiheit. Seit 2011 gilt die DIN-Norm 18040-2. Ihr Ziel: Allen Menschen die Nutzung ihrer Wohnräume ohne Einschränkungen zu ermöglichen.
Wichtig: Förderprogramme von Bund und Ländern beachten
Ein altersgerechter Umbau ist je nach Umfang häufig mit erheblichen Kosten verbunden. Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach Förderprogrammen und Zuschüssen für die Barrierereduzierung in Wohngebäuden. Ende Juni 2022 hat das Bundesbauministerium den dafür eingesetzten Fördertopf der KfW um 75 Millionen Euro aufgestockt, Wochen später war das Geld jedoch bereits aufgebraucht. Die gute Nachricht: Für 2023 sind im Bundeshaushalt weitere 75 Millionen Euro für das Programm vorgesehen. Eine frühzeitige Planung und Antragsstellung rund um den altersgerechten Umbau lohnt sich also. Zuletzt hat sich außerdem das „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ im Oktober darauf verständigt, ein „Bundesprogramm Barrierefreiheit“ zu entwickeln und umzusetzen.
Neben Bundesregierung und KfW stellen auch die Bundesländer Fördermittel zur Verfügung. Einen Überblick über die bestehenden Programme gibt das Serviceportal „Zuhause im Alter“ des Bundesfamilienministeriums. Auch einige Städte und Gemeinden bieten entsprechende Förderprogramme.
Wohn-Riester-Bausparvertrag für Finanzierung einsetzbar
Mit einem Riester geförderten Bausparvertrag lassen sich barrierefreie Maßnahmen gezielt finanzieren. „Der Riester-Vertrag ist einsetzbar, wenn mindestens die Hälfte der Investitionssumme für Maßnahmen verwendet wird, die den DIN-Vorgaben für barrierefreies Bauen entsprechen. Auch mit dem restlichen Teil der Summe müssen Barrieren in oder an der Immobilie reduziert werden“, so Grave.
Tipp: Expertenrat einholen
Wer sich entscheidet, Haus oder Wohnung barrierearm umzubauen, sollte in jedem Fall Experten hinzuziehen. In Eigenregie geplante Veränderungen können die Bedürfnisse oft nur zum Teil erfüllen, weil einzelne Kriterien übersehen werden. Beratungsangebote und Adressen finden sich auf der Website www.wohnungsanpassung-bag.de . Unter dem Dach der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung haben sich über 250 Wohnberatungsstellen und regionale Ansprechpartner zusammengeschlossen.