Klimaschutz beim Bauen ist die Summe aus vielen Einzelentscheidungen. Dafür braucht es Überzeugungsarbeit und zielgenaue Förderung, sagt Dietmar König, Sprecher des Vorstands der BHW Bausparkasse.
Herr König, der deutsche Altbaubestand ist sanierungsbedürftig. Gebäude verursachen 30 Prozent aller Emissionen des Landes. Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß um mindestens 65 Prozent sinken. Aber wer trägt eigentlich die Verantwortung dafür, dass die Klimaschutzziele eingehalten werden?
Das ist zweifellos Aufgabe der gesamten Gesellschaft. Ein wichtiger Faktor wird aber in der Debatte über diese Transformation oft unterschätzt: Sie ist eine Summe aus sehr vielen Einzelentscheidungen. Jeder Eigentümer und jede Eigentümerin muss davon überzeugt sein, dass die klimaneutrale Sanierung einer Immobilie nicht nur von nachhaltigem wirtschaftlichen Interesse ist, sondern letztlich persönlichen Nutzen stiftet. Nur dann wird er oder sie sich dafür entscheiden. Und nur wenn darüber ein gesellschaftlicher Konsens herrscht, ist die Klimawende machbar.
Wie könnte solch ein Zusammenspiel aussehen?
Wir brauchen investitionsfreundliche Bedingungen, Anreize für den Einzelnen, seine Immobilie energetisch zu sanieren. Dieses positive Klima zu schaffen, ist Aufgabe der Politik. Hier lautet das Stichwort Förderung. Die Politik muss Privathaushalte stärken, die zwar über Immobilienbesitz, oft aber nicht über ausreichende finanzielle Mittel zur energetischen Sanierung verfügen. Es reicht aber nicht, nur energetische Maßnahmen zu subventionieren. Es ist wichtig, Nutzwert im konkreten Einzelfall zu schaffen. Essenziell ist die Unterstützung des Eigentümers während der gesamten Prozesskette durch Fachleute mit Finanzierungswissen und Kenntnissen über Förderungen. Nur über Verbote lässt sich Nachhaltigkeit nicht erreichen.
Sind in dieser Hinsicht nicht auch die Finanzunternehmen in der Pflicht?
Absolut! Viele Unternehmen verfügen über das Potenzial, ein Treiber positiver Entwicklungen zu sein. Die BHW Bausparkasse hat den Anspruch, ihre Kunden und Kundinnen bei der klimaneutralen Sanierung bestmöglich zu begleiten. Wir bieten individuelle Beratung, den Zugang zu Förderprogrammen, Kooperationen mit Handwerksbetrieben und stellen günstige Darlehen für energetische Maßnahmen zur Verfügung.
Blinder Sanierungsaktivismus ist also fehl am Platze?
Definitiv; zwar sind rund 60 Prozent der 22 Millionen Gebäude in Deutschland aus energetischer Sicht unzureichend. Aber jedes dieser Häuser hat seine baulichen Eigenheiten; jeder und jede Besitzende hat individuelle Bedürfnisse und finanzielle Möglichkeiten. Sanierungswillige brauchen deshalb sachverständige Hilfe, um einen tragfähigen Plan für Instandsetzung, Modernisierung und Finanzierung zu entwickeln. Nur so hat das gesellschaftliche Großprojekt Klimaneutralität eine Chance.
Quelle: https://www.bhw.de/