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Einbruchschutzexperte Kay Katzenmeier vom Landespolizeiamt in Kiel
Kay Katzenmeier, Kriminalhauptkommissar in der Zentralstelle
der polizeilichen Prävention des Polizeiamtes Schleswig-Holstein
IMMOBILIENMARKT: Herr Katzenmeier, wie sehen die aktuellen Zahlen bezüglich der Einbrüche in Schleswig-Holstein aus?
Kay Katzenmeier: Im Jahr 2015 gab es in Schleswig-Holstein rund 8.500 Fälle, die in der Kriminalstatistik verzeichnet wurden. Für 2016 zeichnet sich glücklicherweise ein Rückgang der Fallzahlen ab.
IMMOBILIENMARKT: Wer oder was ist besonders gefährdet?
Kay Katzenmeier: In Einfamilienhäusern – vermehrt auch ins Erdgeschoss oder in ähnlich gelegenen Wohnungen – dringen Einbrecher meist durch Fenster, Balkon- oder Terrassentüren (Fenstertüren) ein, weil diese Einstiege häufig schlechter als Türen gesichert sind und oft von Nachbarn oder von der Straße nicht einsehbar sind. In Obergeschossen von Mehrfamilienhäusern sind es die schlecht gesicherten Wohnungszugangstüren.
Etliche Einbrüche in Wohnräume werden durch Leichtsinn und Sorglosigkeit der Bewohnerinnen und Bewohner ermöglicht oder erleichtert: Da wird die Wohnungs- oder Haustür nur ins Schloss gezogen und nicht abgeschlossen, da kommt der Schlüssel in sein vertrautes „Versteck“ unter der Matte, im Blumenkasten oder auf dem Türrahmen, da bleiben beim Verlassen Fenster, Balkon- oder Terrassentüren auch in von außen erreichbarer Lage in Lüftungsstellung offen.
Solche Tatgelegenheiten lassen sich durch etwas sorgsameres Verhalten vermeiden!
IMMOBILIENMARKT: Zu welchen Zeiten wird vornehmlich eingebrochen?
Kay Katzenmeier: Weit über die Hälfte aller Haus- und Wohnungseinbrüche in Deutschland finden tagsüber in der Zeit von 08:00 Uhr bis 20:00 Uhr statt. Mit Beginn der „Dunklen Jahreszeit“ steigt auch erfahrungsgemäß die Zahl der Einbrüche. Gerade in dieser Zeit nutzen Einbrecher die früh einbrechende Dunkelheit und witterungsbedingt schlechten Sichtverhältnisse aus. Aber auch in den Sommermonaten finden Einbrüche statt, wenn z. B. viele Menschen auf Reisen sind.
IMMOBILIENMARKT: Wo liegen die Schwachstellen einer Immobilie?
Kay Katzenmeier: Prinzipiell gilt: Alle Gebäudeöffnungen, die der Einbrecher ohne Hilfsmittel erreichen kann, sind gefährdet. Dazu zählen insbesondere die Öffnungen im Erdgeschoss und Souterrain, aber auch Öffnungen in höheren Geschossen, wenn der Täter z. B. Balkone erklettern könnte. In Mehrfamilienhäusern gilt grundsätzlich in allen Etagen die Wohnungseingangstür als gefährdet. Einbruchhemmende Fenster und Türen bieten einen wirksamen Schutz vor Einbrechern. Aus diesem Grund empfiehlt die Polizei bei Neu- und Umbauten geprüfte und zertifizierte einbruchhemmende Fenster und Türen gemäß der DIN EN 1627, ab der Widerstandsklasse RC 2 oder bei bestehenden Elementen geprüfte und zertifizierte Nachrüstsicherungen.
IMMOBILIENMARKT: Welche Schutzmaßnahmen machen Sinn, welche sind eher Unsinn?
Kay Katzenmeier: Der Schutz vor Wohnungseinbrüchen beginnt schon mit der Beachtung der sechs goldenen Verhaltensregeln:
- Wenn Sie Ihr Haus verlassen – auch nur für kurze Zeit – schließen Sie unbedingt Ihre Haustür ab!
- Verschließen Sie immer Fenster, Balkon- und Terrassentüren. Denken Sie daran: Gekippte Fenster sind offene Fenster!
- Verstecken Sie Ihren Schlüssel niemals draußen. Einbrecher finden jedes Versteck!
- Wenn Sie Ihren Schlüssel verlieren, wechseln Sie den Schließzylinder aus!
- Achten Sie auf Fremde in Ihrer Wohnanlage oder auf dem Nachbargrundstück!
- Geben Sie keine Hinweise auf Ihre Abwesenheit!
Beim Einbruchschutz im privaten Bereich gilt der Grundsatz Mechanik vor Elektronik. Die mechanische Sicherheitstechnik stiehlt dem Täter etwas, dass er nicht hat: Zeit! Mit geprüfter, einbruchhemmender Sicherheitstechnik kann der so genannte Widerstands-Zeit-Wert erhöht werden. So ist es möglich, durch geeignete einbruchhemmende Nachrüstprodukte oder neue einbruchhemmende Fenster oder Türen die mechanische Sicherheit zu erhöhen.
Elektronische Sicherungseinrichtungen wie Einbruchmeldeanlagen oder Videoüberwachungsanlagen stellen eine gute Ergänzung zur mechanischen Sicherungstechnik dar. Im günstigsten Fall meldet die elektronische Sicherheitstechnik den Einbruchversuch, während der Täter sich noch an einem Fenster oder einer Tür zu schaffen macht. Elektronische Sicherungseinrichtungen sollten bei einer ständig besetzten Notruf- und Serviceleitstelle aufgeschaltet werden. Hierdurch wird erreicht, dass eine eingehende Einbruchmeldung sofort entgegen genommen werden kann und Eingriffsmaßnahmen eingeleitet werden können.
IMMOBILIENMARKT: Wie verhält man sich in der akuten Einbruchsituation?
Kay Katzenmeier: Treffen Sie einen oder mehrere Täter an, suchen Sie keinesfalls die Konfrontation! Verlassen Sie das Haus oder die Wohnung wieder und rufen Sie unverzüglich den Polizeiruf 110. Wenn Sie verdächtige Beobachtungen machen, rufen Sie bitte ebenfalls unverzüglich den Polizeiruf 110 an. Wir erleben leider immer noch viel zu häufig, dass Bürgerinnen und Bürger nicht sofort 110 wählen, sondern erst Nachbarn ansprechen oder beratschlagen, ob das jetzt ein Fall für die Polizei wäre. Dabei geht dann wertvolle Zeit verloren und Täter können flüchten.
Für uns gilt: Wir kommen lieber einmal zu viel als einmal zu wenig, bitte keine Scheu vor 110!
IMMOBILIENMARKT: Wie sicher ist Smart-Home?
Kay Katzenmeier: Der Begriff Smart Home bezeichnet Systeme und technische Verfahren, die in Wohnräumen und -häusern eingesetzt werden und bei denen vor allem vernetzte, fernsteuerbare Geräte, wie z. B. Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte, Tore, Fenster und Türen sowie auch sicherheitstechnische Installationen wie Einbruchmeldetechnik und Videoüberwachung zum Einsatz kommen. Die Vernetzung bedeutet hierbei auch die Integration verschiedener Gewerke und in vielen Fällen die Verbindung mit dem Smartphone oder Tablet über das Internet via App.
Und hier liegt auch das Risiko von Smart-Home-Anlagen. Digitale Signale von unzureichend gesicherten Systemen können natürlich auch von Dritten „mitgelesen“, manipuliert und damit für illegale Zwecke wie Ausspähen der Wohnungsinhaber, Sabotage und Einbruch genutzt werden. Viele Plug & Play Smart Home Systeme sind schlecht verschlüsselt und somit nicht ausreichend gesichert. Daher gilt gerade aus Sicherheitsgründen speziell für den Einbruchschutz die Kopplung mit einer anerkannten Einbruchmeldealarm-App. Die App sollte nur zum Zwecke der Zustandsabfrage genutzt werden können und nicht zur Fernöffnung oder Scharfschaltung aus der Ferne.
Eine Smart Home Anlage allein stellt keinen Einbruchschutz dar. Grundlagen eines individuellen Sicherungskonzeptes gegen Einbruchdiebstahl sollten immer mechanisch-bauliche Sicherungseinrichtungen sein.
IMMOBILIENMARKT: An wen kann man sich wenden, wenn man Informationen zum Einbruchschutz erhalten möchte?
Kay Katzenmeier: Die Landespolizei bietet landesweit Informationsveranstaltungen zur Vorbeugung von Wohnungseinbrüchen an. Auf Messen und öffentlichen Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem Tag des Einbruchschutzes, wird ein umfängliches Beratungsangebot zur Verfügung gestellt. Zusätzlich werden durch Präventionsfußstreifen der uniformierten Polizei den Bürgern direkte Informationen zu ihrer aktuellen Sicherheitssituation gegeben, wie zum Beispiel gekippte Fenster, geöffnete Garagentore, unbefugt zugängliche Aufstiegshilfen, wie Leitern oder Mülleimer oder überfüllte Briefkästen, wodurch Tatanreize für mögliche Täter minimiert werden sollen.
Eine Vor-Ort-Beratung über technische Sicherungsmöglichkeiten wird durch die so genannten Facherrichter gewährleistet. Dies sind Fachunternehmer, die mit der Landespolizei kooperieren und überwiegend eine kostenfreie Beratung anbieten. Wer Facherrichter ist, kann man auf der Internetseite der Landespolizei oder den örtlichen Präventionsstellen der Polizei erfahren. Für Fragen zum Einbruchschutz stehen auch grundsätzlich die Präventionsstellen der Polizeidirektionen und die sicherungstechnischen Fachberater im Landespolizeiamt zur Verfügung. Weitere Informationen und Serviceangebote sind ebenfalls auf der Homepage der Landespolizei zu finden.
IMMOBILIENMARKT: Herr Katzenmeier, wir danken Ihnen für das Interview.
www.polizei.schleswig-holstein.de
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